Sieben Wege der Barmherzigkeit

Die sieben Wege der Barmherizgkeit heute.

1. Einem Menschen sagen: Du gehörst dazu.

Was unsere Gesellschaft oft kalt und unbarmherzig macht, ist die Tatsache, dass in ihr Menschen an den Rand gedrückt werden: die Arbeitslosen, die Ungeborenen, die psychisch Kranken, die Ausländer usw. Das Signal, auf welche Weise auch immer ausgesendet: „Du bist kein Außenseiter!“ – „Du gehörst zu uns!“ – z. B. auch zu unserer Pfarrgemeinde – das ist ein sehr aktuelles Werk der Barmherzigkeit.

2. Ich höre dir zu.

Eine oft gehörte und geäußerte Bitte lautet: „Hab doch einmal etwas Zeit für mich!“; „Ich bin so allein!“; „Niemand hört mir zu!“ Die Hektik des modernen Lebens, die Ökonomisierung von Pflege und Sozialleistungen zwingt zu möglichst schnellem und effektivem Handeln. Es fehlt oft – gegen den Willen der Hilfeleistenden – die Zeit, einem anderen einfach einmal zuzuhören. Zeit haben, zuhören können – ein Werk der Barmherzigkeit, paradoxerweise gerade im Zeitalter technisch perfekter, hochmoderner Kommunikation so dringlich wie nie zuvor!

3. Ich rede gut über dich.

Jeder hat das schon selbst erfahren: In einem Gespräch, einer Sitzung, einer Besprechung – da gibt es Leute, die zunächst einmal das Gute und Positive am anderen, an einem Sachverhalt, an einer Herausforderung sehen. Natürlich: Man muss auch manchmal den Finger auf Wunden legen, Kritik üben und Widerstand anmelden. Was heute freilich oft fehlt, ist die Hochschätzung des anderen, ein grundsätzliches Wohlwollen für ihn und seine Anliegen und die Achtung seiner Person. Gut über den anderen reden – ob nicht auch Kirchenkritiker manchmal barmherziger sein könnten?

4. Ich gehe ein Stück mit dir.

Vielen ist mit einem guten Rat allein nicht geholfen. Es bedarf in der komplizierten Welt von heute oft einer Anfangshilfe, gleichsam eines Mitgehens der ersten Schritte, bis der andere Mut und Kraft hat, allein weiterzugehen. Das Signal dieses Werkes der Barmherzigkeit lautet: „Du schaffst das! Komm, ich helfe dir beim Anfangen!“ Unsere Sozialarbeiter der Caritas wissen, wovon ich rede.

Aber es geht hier nicht nur um soziale Hilfestellung. Es geht um Menschen, bei denen vielleicht der Wunsch da ist, Gott zu suchen. Sie brauchen Menschen, die ihnen Rede und Antwort stehen und die ein Stück des möglichen Glaubensweges mit ihnen mitgehen.

5. Ich teile mit dir.

Es wird auch in Zukunft keine vollkommene Gerechtigkeit auf Erden geben. Es braucht Hilfe für jene, die sich selbst nicht helfen können. Das Teilen von Geld und Gaben, von Möglichkeiten und Chancen wird in einer Welt noch so perfekter Fürsorge notwendig bleiben. Ebenso gewinnt die alte Spruchweisheit gerade angesichts wachsender gesellschaftlicher Anonymität neues Gewicht: „Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteilte Freude ist doppelte Freude!“

6. Ich besuche dich.

Meine Erfahrung ist: Den anderen in seinem Zuhause aufsuchen ist besser, als darauf warten, dass er zu mir kommt. Der Besuch schafft Gemeinschaft. Er holt den anderen dort ab, wo er sich sicher und stark fühlt. Die Besuchskultur in unseren Pfarrgemeinden ist sehr kostbar. Lassen wir sie nicht abreißen! Gehen wir auch auf jene zu, die nicht zu uns gehören. Sie gehören Gott, das sollte uns genügen.

7. Ich bete für dich.

Wer für andere betet, schaut auf sie mit anderen Augen. Er begegnet ihnen anders. Auch Nichtchristen sind dankbar, wenn für sie gebetet wird. Ein Ort in der Stadt, im Dorf, wo regelmäßig und stellvertretend alle Bewohner in das fürbittende Gebet eingeschlossen werden, die Lebenden und die Toten – das ist ein Segen. Sag es als Mutter, als Vater deinem Kind: Ich bete für dich! Tun wir es füreinander, gerade dort, wo es Spannungen gibt, wo Beziehungen brüchig werden, wo Worte nichts mehr ausrichten. Gottes Barmherzigkeit ist größer als unsere Ratlosigkeit und Trauer.

Bischof Joachim Wanke
Aus seiner Predigt zur Eröffnung des Elisabeth-Jahres im Bistum Erfurt, 18. November 2006. Quelle:
www.bistum-erfurt.de

„Wer mich sieht, sieht den Vater!“
(Joh 14, 9)
Fastenkalender 2024

Die alttestamentlichen Lesungen der Liturgie zur Vorbereitung auf Ostern

Was ist das Ziel der Österlichen Bußzeit bzw. der Höhepunkt von der Osternacht? Es ist die Tauferneuerung, dort wo wir dem Bösen absagen und unseren Glauben neu bekennen! Es ist die Erneuerung unserer persönlichen Brautschaft mit Jesus Christus! Es ist die Erneuerung in der Liebe Gottes! Die Erneuerung des Bundes zwischen Gott und uns Menschen!

Die alttestamentlichen Lesungen aus der Liturgie bereiten uns täglich, immer tiefer und auf unterschiedliche Weise vor, uns auf diese persönliche Begegnung mit Christus vorzubereiten. Vielleicht stellen wir uns einmal die Fragen:  Welchen Christus erwarte ich an Ostern? Erwarte ich Ihn überhaupt? Wie möchte ich Ihm (neu) begegnen? Gibt es etwas, das ich ausräumen muss, um Ihm überhaupt begegnen zu können? Habe ich Angst Ihm zu begegnen? Müsste ich mein Leben ändern? Bin ich in der Liebe, um die Liebe vor dem offenen Grab erfahren zu können?

Eines ist sicher! ER wird kommen, um zwar im Geheimnis des Pascha-Mysteriums, im Geheimnis seines Leidens, Sterbens und Auferstehens. Es ist letztendlich, die persönliche Begegnung mit dem Verklärten Herrn, dem Barmherzigen Jesus! Er wird uns immer die Fülle seiner Herrlichkeit schenken wollen! Es liegt an uns selbst, ob man vorbereitet ist, Ihn bei sich aufzunehmen, wie etwa die Emmaus-Jünger, die sagen: „Bleibe bei uns, Herr!“

Das Licht der Osterkerze, wird in der Osternacht, in das Dunkel der Kirche, in das Dunkel unseres Lebens hineingetragen! Wir sind eingeladen, selbst zu einem Leuchter des Lichtes der Auferstehung zu werden! Beginnen wir selbst, in göttlicher Liebe und Barmherzigkeit zu brennen. Die Osterzeit wird dann ein gemeinsames, liebendes Leben mit dem Verklärten Herrn, der sich uns persönlich offenbart hat. Nur wenn wir die Fasten- und Osterzeit in liebender und hingebender Weise begangen haben, ist es möglich, die Pfingstgnade in seiner Fülle zu empfangen, damit Christus in mir weiterbrennt, auch wenn das Licht der Osterkerze wieder gelöscht wird. Schnell können wir die Pfingstgnade wieder verlieren, wenn wir nicht in der Nähe des Gekreuzigten und Auferstandenen Christus leben.  

Ziel dieses Fastenkalenders ist somit die Erneuerung und eine Verlebendigung unserer eigenen Liebesbeziehung mit Christus. Die zentrale Frage bei der Betrachtung der einzelnen Abschnitte ist: „Herr, was möchtest Du mir persönlich sagen?“ Die Impulse sollen, nur ein Hilfsmittel sein, um unsere Beziehungen zu Jesus, zum Nächsten und zu Sich-Selbst zu heilen bzw. zu heiligen, zu reinigen und mit Liebe zu erfüllen. Die Gnade der Erlösung möchte in uns beginnen.

Was erwartet uns?

  1. Jeden Tag wird uns ein neues Betrachtungsbild vor Augen geführt.
  2. Wir hören täglich die alttestamentliche Tageslesung, die uns vom Hören zu einem österlichen Sehen führen möchte.
  3. Geistlicher Impuls, Fragen und Anregungen um Christus persönlich zu begegnen sowie priesterlicher Segen.

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Nehmen wir uns doch dieses Jahr 2024 einen positiven Fastenvorsatz: mehr in der Heiligen Schrift zu lesen oder bewusst jeden Tag, den Rosenkranz für den Frieden zu beten. Dies kann uns automatisch dazu helfen, weniger in den medialen Netzwerken (Fernsehen, Internet, Smart-Phone, etc.) herum zu surfen und uns auf die wesentlichen Dinge des Lebens zu konzentrieren. Lassen wir Christus in den stillen Augenblicken des Tages persönlich zu uns sprechen. Laden wir die Gottesmutter ein, dann hören wir besser, entscheiden wir uns leichter und lieben vollkommener.

„Ich hoffe Sie machen mit!“
Ihr Pfarrer Stephan Sproll